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Heute ist Donnerstag, der 29.August

- Der Tag, als ich Bora Bora erkundete -

Heute Morgen konnte ich endlich einmal einen Palmenpfleger bei der Arbeit beobachten. Mit seinen Steigeisen kletterte er gemütlich die Palme empor, wie wir eine Treppe hochsteigen. Mit seiner Machete entfernte er dürre Palmwedel und die reifen Kokosnüsse warf er herab, damit sie im Restaurant angeboten werden konnten.

Nach dem Frühstück mit tropischen frisch gepressten Säften, Croissants, Baguette und Rührei fahre ich mit dem Wassertaxi auf die Hauptinsel. Ein Pärchen aus Los Angeles und ich werden von einem alten Jeep zu einer Inselsafari abgeholt. Zunächst geht es über die wie üblich einzige, insgesamt 32 Kilometer lange Inselstraße am Ufer entlang. Zwischen tropischer Landschaft und einer wunderschönen Lagune gibt es ein Städtchen und zwei Dörfer auf der Insel. Bis zum Fuß der steilen Bergregion erstreckt sich vorwiegend Kulturland mit Kokosplantagen, Brotfruchtbäumen, Tahitikastanien, tropischen Früchten sowie Orchideenplantagen für die Dekoration in den Touristenhotels. Dann aber zweigt unser Guide ab ins Innere der Insel; es geht über Stock und Stein, hier gibt es keine befestigten Straßen, aber nur so gelangt man zu ein paar wunderschönen Aussichtspunkten über die Insel, so dass man Aufnahmen wie aus einem Flugzeug machen kann. Er zeigt uns auch ein paar alte Bunker und sogar zwei Flakgeschütze aus dem zweiten Weltkrieg, welche von den Amerikanern hier gebaut wurden und bis heute noch hier stehen.

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Auszug aus Wikipedia:

Die Amerikaner bauten Bora Bora im Zweiten Weltkrieg nach dem Angriff auf Pearl Harbor Anfang 1942 zu einer wichtigen Versorgungsbasis der Vereinigten Staaten im Südpazifik aus (Operation Bobcat). Das US-amerikanische Militär errichtete ein Tanklager, ein Kraftwerk, eine Basis für Wasserflugzeuge und schließlich eine Landebahn, den ersten Flugplatz in Französisch Polynesien. Zeitweise waren bis zu 5000 Soldaten auf der Insel stationiert. Mehrere strategisch wichtige Bereiche sicherte man mit Küstenbatterien und Flugabwehrkanonen. Die verrosteten Kanonen sowie Bunkeranlagen und Unterstände kann man an einigen Stellen heute noch sehen. Die US-amerikanische Basis wurde während des Krieges jedoch nicht angegriffen und 1946 aufgegeben.

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Unser Guide erzählt auch über wirtschaftliche und politische Hintergründe. So stützt sich die Wirtschaft der Insel mittlerweile nahezu ausschließlich auf den Tourismus. Bora Bora dürfte - neben Tahiti - zu den touristisch am besten erschlossenen Inseln des Südpazifiks zählen. Es gibt zahlreiche Hotels, vorwiegend der gehobenen und höchsten Preisklasse, die vor allem von Amerikanern und Japanern besucht werden. Der Präsident wird von den Einheimischen "Mister 20 Prozent" benannt, da er für alle Umsätze und Genehmigungen auf der Insel 20 Prozent für sich abzweigen soll.

Wie die berühmten Schwarzen Perlen von Tahiti entstehen wird uns auf einer Perlenfarm vorgestellt: in 5000 Austern, die an Bojen in der Lagune befestigt sind, werden im Alter von zwei Jahren Mississippi-Perlen als Fremdkörper eingesetzt, die von der Auster dann als Fremdkörper mit Perlmutt ummantelt wird. Nach jeweils zwei Jahren kann dann bis zu vier Mal aus derselben Auster eine Perle, die je nach Alter immer dunklere Schichten erlangt, geerntet werden. Im Verkaufsraum sind wunderbare Kollektionen ausgestellt: vor allem die irregulären Formen, die nur in etwa fünf der 5000 Austern durch natürliche Fremdkörper entstehen, haben es sogar mir angetan.

Mein Mittagessen aus zwei belegten Broten teile ich mir mit den Fischen unter meinem Bungalow, welches ich ihnen durch meinen offenen Glastisch zuwerfe. Sofort balgen sich die Fische um die Brocken, und das wilde Getümmel ruft natürlich weitere Fischschwärme herbei. Später stürze ich mich mit Schnorchel und Taucherbrille selbst mit hinein in die Pracht der Formen und Farben. Im Bereich der Overwater Bungalows sind auch Korallenzuchten angebaut, um Nachwuchs für das Riff zu gewinnen. Im Schutz dieser Korallen tummeln sich nun die Fische, knabbern daran und verstecken sich bei Bedarf. Sie haben keinerlei Scheu vor den Menschen, da sie nichts vor ihnen zu befürchten haben. Vor dem Abendessen mache ich noch einen Strandspaziergang und sehe in einem steinigen Uferbereich eine etwa einen Meter lange Muräne, die immer wieder den Kopf aus ihrem Versteck hervorstreckt und sich dann auch ganz ins freie Wasser schlängelt, bis sie sich wieder zwischen den Felsen versteckt.

An Hühnchenfrikassee und ein Glas Chardonnay zum Abendessen kann ich mich gewöhnen. Mein Gecko im Zimmer keckert noch ein bißchen vor sich hin, dann schlafen wir beide ein. Übrigens: Wassertaxikapitän auf der Lagune von Bora Bora ist auch ein schöner Beruf!